Yamaha TT 600 R Belgarda DJ01 Ersatzteile

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Yamaha TT 600 R DJ01 – Ein 90er-Thumper, der noch immer jede Piste dominiert

Wer in den 1990ern von Endurorennen à la Paris–Dakar träumte, stolperte unweigerlich über die Yamaha TT 600 R (Typ DJ01). Vorgestellt 1998 als Homologations­modell für europäische Wüstenrallys, kombinierte sie robuste 80er‑Jahre‑DNA der TT‑Reihe mit moderneren Komponenten: 43‑mm‑USD‑Gabel, Wave‑Scheiben, Aluminium‑Schwinge und ein luftgekühlter 595‑cm³‑SOHC‑Einzylinder, der 42 PS auf gerade einmal 143 Kilogramm Trocken­gewicht loslässt. Das Ergebnis war ein kompromissloses Off‑Road‑Gerät, das zugleich einen legalen Nummern­schildträger besaß. Heute gilt die TT 600 R als Geheimtipp für Schrauber, die einen dauerhaften Adventure‑Thumper ohne Elektronik‑Overkill suchen. Mit den richtigen Wartungs­intervallen und Ersatzteilen sind Laufleistungen jenseits von 80 000 Kilometern keine Seltenheit. Dieser Text liefert fundiertes Hintergrund­wissen, konkrete Technik‑Fakten und Praxis­tipps, damit Ihre TT 600 R DJ01 auch in Zukunft jede Kiesgrube und jeden Schotterpass meistert.

Historischer Kontext: TT‑Tradition und Einzylinder‑Evolution

Die TT‑Baureihe („Trail and Track“) startete 1976 mit 500 cm³, wurde 1983 zur TT 600 (43F) und erhielt 1993 den wassergekühlten TT 600 S/E‑Motor (3SW). Yamahas europäische Rallye‑Abteilung forderte jedoch ein leichteres, luftgekühltes Konzept für Privatfahrer. Ergebnis: der Kick‑startende TT 600 R DJ01 mit 5‑Gang‑Getriebe, Rahmen‑Öltank und 9‑Liter‑Kunststofftank. Gebaut wurde er von Belgarda‑Yamaha in Italien, was viele europäische Homologations­vorschriften vereinfachte. Der Produktions­zeitraum von 1998 bis 2003 ist kurz, doch die Ersatzteil­lage bleibt dank XT‑600‑Verwandtschaft und Aftermarket‑Support stabil.

Motor
595 cm³, Ø 95 mm × 84 mm, 9,5 :1, Trockensumpf, Teikei Y30P‑Doppelvergaser mit Power‑Jet. Leistung 42 PS @ 6 500 min⁻¹; Drehmoment 49 Nm @ 5 500 min⁻¹.

Fahrwerk
43‑mm‑Paioli‑USD‑Gabel (295 mm Federweg), Sachs‑Zentralfederbein (Adjust HS/LS‑Druck & Zug), Kastenschwinge aus 6082‑Alu mit einstellbarem Ketten­slider.

Bremsen
298‑mm‑Wave‑Scheibe vorn, 220 mm hinten, Nissin‑Zweikolben‑Sättel, Stahlflex serienmäßig. Vorderrad 90/90‑21, Hinterrad 120/90‑18.

Gewicht & Tank
143 kg trocken, 156 kg fahrbereit. 9‑Liter‑Kunststoffbehälter (davon 3 l Reserve). Reichweite ≈ 200 km bei 4,5 l/100 km.

Wartung: Regelmäßige Pflege für endlose Trails

  • Motoröl 10W‑40 + Filter – alle 3 000 km (Off‑Road → 2000 km).
  • Ventilspiel – 6 000 km (E 0,05 mm / A 0,12 mm).
  • Ölpumpen‑Siebe – 12 000 km reinigen.
  • Luftfilter‑Schaum – je nach Staub, sonst 3 000 km.
  • Steuerkette & Spanner – 20 000 km Sichtprüfung.
  • Gabelöl 5 W – 15 000 km oder jährlich bei Enduro‑Betrieb.
  • Umlenk‑ & Schwingenlager – 10 000 km fetten oder PU‑Kit einbauen.

Typische Schwachstellen und ihre Abhilfe

Kickstarter‑Ritzel – Materialermüdung durch Fehlstart. Austausch gegen verstärktem 4PT‑Zahnrad + Feder, korrekte Starttechnik (OT + 1 cm).

Ansaug­stutzen – Hitzerisse erzeugen Magerlauf. Neues Gummi (4PT‑13555‑00) + Thermoschutzfolie.

Kurbelwellen‑Lagerschale – selten, aber bei Öl­mangel kritisch. Prävention → sauberes Öl & Pumpe‑Check alle 30 000 km.

Tachowellen‑Ritzel – Alu‑Gehäuse fräst Schnecke. Austauschrad (JMP Stahl) + Lithium‑Fett.

Tuning‑Potenzial – Mehr Punch, weniger Gewicht

  • Mikuni TM40 Flatslide – direkter Gaszug, +3 PS, benötigt Hauptdüse #150, Pilot #25.
  • Full‑Titan‑Auspuff (HP Corse) – 4 kg leichter, dB‑Killer mit E‑Prüfzeichen; neu abstimmen.
  • Stage 1 Nockenwelle (HotCams) – +10 % Drehmoment 4 000–6 000 rpm, ohne Zuverlässigkeitsverlust.
  • Öhlins TTX‑Shock – High / Low‑Speed‑Druck & Zug, Custom‑Federrate.
  • Excel‑Felgen & Talon‑Naben – sparen 1,5 kg rotierende Masse.

Elektrik und Beleuchtung – Moderne Upgrades

Der Serien‑Regler (SH 640) sitzt ungeschützt unter dem Sitz. Ein Shindengen FH020AA Mosfet‑Regler eliminiert Spannungs­spitzen und verlängert Akku‑Lebensdauer. LED‑H4‑Einsätze wie der ACERBIS Vision erhöhen Lichtausbeute um 200 % bei halbiertem Stromverlust – wirkungsvoll, da die DJ01‑Lichtmaschine nur ca. 200 W liefert.

Bremsen‑Upgrade: Kontrolle auf Schotter und Asphalt

Die Nissin‑Zweikolben‑Sättel greifen kräftig zu, doch Beläge aus 90er‑Jahren‑Mischungen sind längst überholt. EBC MX Sinter oder Galfer HH liefern mehr Biss ohne Fading. Eine 320‑mm‑Oversize‑Scheibe mit Relocation‑Adapter verbessert Dosierung für Supermoto‑Umbauten. Stahlflex‑Leitungen (Hel) sind Pflicht – sie waren zwar Serie, sind nach 20 Jahren aber oft porös.

Off‑Road vs. Supermoto‑Setup

Off‑Road
90/90‑21 & 120/90‑18, Metzeler Six Days, Gabelöl 5 W, Dämpfer Vorspannung +2 mm, Lenker in Vorwärts­position.

Supermoto
Excel 3.00×17 & 4.25×17, Michelin Pilot Power 2CT, 320‑mm‑Wave‑Disc, Öhlins‑Federbein –2 mm, 14/42 Kettensatz für Beschleunigung.

Ersatzteilversorgung: OEM‑Backbone & Aftermarket‑Fülle

Yamahas Europa‑Zentrallager führt weiterhin Kurbelgehäuse‑Dichtungen, Zündsteuergerät (4PT‑85540‑00), Kolbenringe Ø 95 mm (4PT‑11610‑00) und Kupplungs‑Lagersätze. Aftermarket‑Anbieter wie Wössner (Schmiede‑Kolben), Athena (Top‑End‑Kits), All Balls (Lager) und HP Corse (Auspuff) sichern den Rest. Im TT‑600‑Forum (tt600r.de) tauschen Fahrer Tipps, Bezugsquellen und 3D‑gedruckte Kleinteile wie Tacho‑Halter oder Seiten­verkleidungs‑Rubber.

Praxis: Startprozedur und Alltagstricks

  • Kaltstart – Benzinhahn auf ON, Choke voll, OT finden, Kickstarter sanft bis zum Widerstand, 5 cm zurück, entschlossen durchtreten – kein Gas!
  • Ölstand prüfen – 60 sek nach Motorstopp, Messstab nicht einschrauben, Level ≈ ½–¾.
  • Kettenwartung – 35–45 mm Durchhang, Federbein entlastet. PU‑Slider verlängern Lebensdauer.
  • Winterpause – Tank ablassen, Vergaser leer­laufen, Kolben auf Kompression, Zylinder mit Nebelöl konservieren.

Wertentwicklung und Sammelstatus

Während XT‑600 E‑Modelle massenhaft vorhanden sind, bleibt die TT 600 R rar. Originalzustände mit gelben Öhlins‑Federbeinen, ungeschweißter Schwinge und Serien‑Wave‑Scheiben erzielen bereits >4 000 €. Restaurierte Exemplare mit OEM‑Plastics (3,5 kg Gesamt) und originalem Auspuff (leider schwer) sind bei Sammlern begehrt. Ein vollständiges Wartungsheft, Rechnungen für qualitative Ersatzteile und nachweisliche Ölwechsel erhöhen den Wert erheblich.

Fazit – Warum die TT 600 R DJ01 ein zeitloser Off‑Road‑Hero ist

In einer Welt, in der 200 kg schwere Adventure‑Bikes den Markt dominieren, erinnert die Yamaha TT 600 R daran, dass Leichtigkeit, Einfachheit und handwerk­lich solide Konstruktion unschlagbare Argumente sind – besonders abseits befestigter Wege. Mit einem Ölmessstab, zwei Vergaser‑Schrauben und einem 13‑mm‑Schlüssel lässt sich die TT überall warten. Kein CAN‑Bus, kein Ride‑by‑Wire, keine zehn Fahrmodi – stattdessen reiner Thumper‑Beat, der dank regelmäßiger Ölwechsel, gepflegter Lager und passender Ersatzteile ewig weitertrommelt. Ob als Daily‑Pendler, Rallye‑Basis oder Garagen‑Projekt: Die DJ01 belohnt mechanische Achtsamkeit mit unverfälschtem Fahrspaß, den moderne Bikes oft nur noch simulieren. Wer heute in hochwertige Yamaha TT 600 R Ersatzteile investiert, kauft nicht nur Metall, Gummi oder Teflon – er bewahrt ein Stück Off‑Road‑Geschichte, das mit jedem Kick lebendig bleibt.